Eintracht Frankfurt - FC Hansa Rostock

DFB-Pokal 2008/2009 - 2. Hauptrunde

1:2 n.V. (1:1, 1:0)

Termin: Dienstag, 23.09.2008, 19:00 Uhr
Zuschauer: 18.300
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Martin Fenin (44.), 1:1 Enrico Kern (53.), 1:2 Enrico Kern (101.)

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Eintracht Frankfurt FC Hansa Rostock

 


  • Jörg Hahnel
  • Dexter Langen
  • Benjamin Lense
  • Gledson
  • Heath Pearce
  • Kevin Schindler
  • Martin Retov
  • Tobias Rathgeb
  • Bastian Oczipka
  • Enrico Kern
  • Regis Dorn

 

Wechsel
Wechsel
  • Fin Bartels für Heath Pearce (68.)
  • Djordje Cetkovic für Regis Dorn (76.)
  • Kai Bülow für Kevin Schindler (106.)
Trainer Trainer
  • Frank Pagelsdorf

 

Am Tiefpunkt?

Kalt und regnerisch ist es an diesem Dienstagabend. Seit dem 1. Spieltag kein Heimspiel mehr im Waldstadion, dennoch wollen nur 18.300 Zuschauer die Eintracht sehen. Zur zweiten Runde im DFB-Pokal ist der Bundesligaabsteiger Hansa Rostock zu Gast. Diese Partie gab es übrigens bereits vor sechs Jahren in der zweiten Pokalrunde. Damals musste die Eintracht als Zweitligist zum Bundesligisten an die Ostsee und verlor durch einen Kopfball von Meggle in der 90. Minute. Trainer Reimann stellte damals die noch heute gültige, einzig wahre Fußballthese auf: "Man weiß nie, wer gewinnt, der eine Ball geht rein, der andere nicht.“

Eine andere These des aktuellen Trainers erregt hingegen vor Spielbeginn die Gemüter, es geht um den brasilianischen Hoffnungsträger Caio: “Es fehlt ihm der Biss, der Einsatz und der Wille. Er muss im Training wie die anderen Spieler zeigen, dass er unbedingt in die Mannschaft will.“ So wundert es nicht, dass Caio auch heute auf der Bank Platz nimmt. Erstmals dabei in dieser Saison ist hingegen Köhler nach seiner Verletzung, er spielt für den angeschlagenen Toski. Zudem ersetzt Bellaïd den nach seiner Roten Karte beim Pokalauftakt in Pfullendorf gesperrten Russ. Im Vergleich zur 0:1-Niederlage bei Schalke 04 rückt Fenin als zweite echte Spitze neben Liberopoulos, dahinter formieren sich Köhler, Chris, Meier und Fink zu einer Raute.

Umstellungen nimmt auch Hansa-Trainer Pagelsdorf beim aktuellen Tabellen-Neunten der 2. Liga vor, der bislang nur einen Sieg nach fünf Partien einfahren konnte. Die Ex-Oxxenbacher Langen und Dorn spielen zusammen mit Oczipka und Kern von Beginn an, Bülow, Yelen, Cetkovic und Bartels dürfen auf der Ersatzbank Platz nehmen.

Die Eintracht will von Beginn an zeigen, wer Herr im Hause ist. Nach einer kurzen Phase des Abtastens ist es Fink, der Fenin im Strafraum in Szene setzt, doch der 21-Jährige scheitert mit seinem Schuss freistehend an Torhüter Hahnel (12.). Weiter spielen nur die Adler, die Hanseaten haben noch zu viel Respekt. Die 18. Spielminute, Köhler führt eine Ecke kurz auf Chris am Strafraumrand aus, der Brasilianer schießt sofort, aber wieder ist Hahnel zur Stelle und kann parieren. Vier Minuten später, wieder ist die Eintracht am Ball, Gledson versucht im Strafraum zu klären, doch Köhler kommt an das Leder und zieht ab. Diesmal ist es Lense, der sich in den Schuss wirft und für seinen Torhüter klären kann.

Schon drei Bälle, die nicht reingingen. Die Adler auf dem Platz werden langsam nervös, die Fehlpässe häufen sich und Rostock wird etwas mutiger. Und sie kommen zu ihrer ersten guten Chance, ausgerechnet durch Bellaïd, der Oczipka bedient. Eine Flanke in den Strafraum, Spycher ist nicht bei Dorn, aber Nikolov kann den Schuss des Ex-Oxxenbachers klären (28.).

Nun werden auch die Zuschauer auf den Rängen unruhig. Anstatt die verunsicherte Mannschaft anzufeuern, wird Caio lautstark gefordert. Fenin rennt zum wiederholten Mal ins Abseits, Retov scheitert mit einem Freistoß und die Stimmung im Waldstadion wird noch gereizter. Pfeifkonzerte und erste „Funkel raus“-Sprechchöre, die mit Pfeifkonzerten beantwortet werden. Das Spiel wird immer zerfahrener, Ochs verletzt sich und wird durch Mahdavikia ersetzt (42.). Die Fans kümmern sich um sich selbst.

Da plötzlich bekommt Köhler am rechten Strafraumeck das Leder, bewahrt die Ruhe und legt prima auf Fenin in der Mitte zurück. Der 21jährige Tscheche schießt aus knapp 10 Metern mit Rechts - Langen und Lense werfen sich noch dazwischen - und trifft. Das 1:0 für die Eintracht in der 44. Spielminute!

Zur Pause überrascht Trainer Funkel die Zuschauer und bringt entgegen seiner Ankündigung Caio für Meier. Und der 22jährige Brasilianer legt in der 49. Minute gut los. Er erkämpft sich am Mittelkreis das Leder und stürmt vorbei an ein paar zuschauenden Rostockern in Richtung Tor. Doch plötzlich kommt auch Fenin herangerauscht und nimmt dem Brasilianer unnötigerweise das Leder ab. Ein kurzer Pfiff von Dr. Brych beendet die gute Chance. Mit Abseits wird die Dummheit von Fenin bestraft (50.).

Und es kommt noch dümmer. Zwei Minuten später flankt Rathgeb von links in den Strafraum der Adler, Nikolov läuft raus, patscht aber den harmlosen Ball direkt vor die Füße von Kern, der das Leder humorlos einschiebt. Der Ausgleich nach 53 Minuten.

Da ist sie wieder, die Nervosität. Der Eintracht gelingt nun kaum ein geordneter Angriff. Immer wieder Fehlpässe im Spielaufbau durch Fink. Chris wirkt seltsam übermotiviert, Fenin kämpft und hadert mehr mit sich selbst. Und Caio zeigt, warum der Trainer ihn kritisiert: Innerhalb von Sekunden fällt nach einem Dribbling oder Pass jegliche Spannung von ihm und ohne Ball am Fuß trabt er nur gemütlich mit. Rostock hingegen hat nun jeglichen Respekt abgelegt und spielt aggressiver und forscher als noch zu Beginn der Partie.

Während nun auch die paar hundert Rostocker Fans lauter sind als die betreten schweigende Nordwestkurve, kommt nach 65 Minuten Köhler vom linken Strafraumrand zu einer Chance, scheitert jedoch genau wie Caio eine knappe Viertelstunde später mit einem Kopfballversuch nach Vorarbeit von Mahdavikia (79.). Hansa ist davon unbeeindruckt, im direkten Gegenzug köpft Gledson knapp über den Kasten von Nikolov. Zwei Minuten später macht er seinen Fehler aus der 53. Minute wieder gut, als Cetkovic bei einem Konter allein vor ihm auftaucht. Glänzend pariert Nikolov seinen Schuss (82.).

Dann rückt wieder Caio in den Mittelpunkt. Zunächst zieht er von der Strafraumgrenze ab, trifft aber nur das Bein von Torhüter Hahnel (84.). Dann nimmt er sich das Leder einfach, als es in buchstäblich letzter Minute Strafstoß für die Eintracht gibt. Liberopoulos hatte die Chance auf 2:1 zu erhöhen, wurde jedoch im Strafraum von Langen umgesäbelt.

Der vorgesehene Strafstoßschütze Liberopoulos wird hinter der Torauslinie behandelt, Kapitän Spycher greift nicht ein, also liegt es am 22jährigen Brasilianer. Ein kurzer Anlauf und ein Schuss in die linke Ecke. Aber viel zu unplatziert, Torhüter Hahnel kann den Ball zur Seite fausten. Es bleibt beim 1:1. “Wenn man solch ein Geschenk nicht nutzt, braucht man sich über die Niederlage nicht zu wundern. Das ist aber kein Vorwurf an Caio,“ sagt Trainer Funkel nach dem Spiel.

Doch zunächst gibt es Verlängerung im Waldstadion.

Und da hat der Brasilianer die Chance, seinen Fehlschuss wieder gut zu machen. Mit einem prima Dribbling am Strafraum bringt er sich in Schussposition, doch in der Mitte stehen Liberopoulos und Fenin viel besser. Caio zieht ab, doch das Leder geht links am Tor vorbei (95.).

Es läuft die 101. Spielminute, ein schneller Konter der Rostocker. Retov wird nur halbherzig bedrängt und spielt einen Pass durch die Abwehr der Adler auf den völlig freistehenden Kern. Der zögert nicht lang und knallt das Leder unhaltbar für Nikolov unter die Latte. Das 2:1 für Rostock.

Es sind noch knapp 20 Minuten zu spielen, aber es herrscht nur noch Hektik und Planlosigkeit auf dem Rasen. Die Zeit verrinnt, Chancen ergeben sich für die Adler keine mehr. Mit einem riesigen Pfeifkonzert und “Funkel raus“-Rufen der nun wieder erwachenden “Fans“ verabschiedet sich die Mannschaft mit hängenden Schultern und Köpfen aus dem DFB-Pokal. (tr)


Stimmen zum Spiel

Heribert Bruchhagen: “Wir sind jetzt in einer prekären Situation. Das war eine schwere Niederlage in jeder Hinsicht. So wie wir uns heute dargestellt haben, ist das nicht die Eintracht, die wir kennen. Und es entspricht auch nicht unseren Erwartungen. Aber es ist eben schwer, im Fußball alles zu erklären.“

Friedhelm Funkel: “Diese Niederlage tut sehr weh, denn wir wären gerne wieder nach Berlin ins Finale gekommen. Aber wenn man von zehn Torchancen nur eine nutzt, dann ist das im Fußball eben so, dass man dafür bestraft wird. Trotzdem ist die Eintracht nicht in einer Krise, dafür haben wir zu engagiert gespielt.“

Patrick Ochs: “Es gibt mal gute und mal schlechte Zeiten. Heute sind die schlechten Zeiten angebrochen.“

Friedhelm Funkel zur Stimmung: “Wenn man verliert, ist das normal. Davon lassen wir uns nicht beeinflussen. Die Pfiffe und Rufe lassen mich kalt.“

 

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